In meinem Geburtsland, Ungarn, stellt sich folgende Frage gar nicht: „Sollte ich mieten oder kaufen?“ Denn in Mietrate ist so gering, weil sich die Menschen sofort nach Eigentumswohnungen oder Häusern umschauen. So hat fast jeder junge Erwachsene eine Eigentumswohnung. Zu Beginn kaufen sich die jungen Leute kleine Wohnungen und verkaufen sie wieder, wenn sie einen größeren Platz benötigen.
Mieten oder kaufen: Was ist besser?
Ich habe vor ein paar Jahren einen Spruch zu hören bekommen: „Wer sich eine Immobilie kauft, ist immobil.“ Genauer gesagt habe ich das gehört, als wir angefangen haben unser Haus auf unserem gekauften Grundstück zu bauen. Andere Stimmen dazu waren positiver, aber auch neidisch. Denn in der Nähe von München zu kaufen oder gar zu bauen, scheint finanziell unmöglich.
Was für ein Glück, dass es in Deutschland Gegenden gibt, in denen der Immobilienkauf nicht am fehlenden Erbe scheitert. Kleiner Nebeneinschub: Weder mein Mann, noch ich haben geerbt.
Wohnung oder Haus kaufen oder mieten: Vorteile und Nachteile
kaufen + | kaufen – | mieten + | mieten – |
Man zahlt das Eigenheim ab | Hoher Kredit | Die Freiheit zu wohnen wo du willst und wann | |
Absicherung für das Rentenalter | Abzahlung bis ins Rentenalter (oder länger) | Kündigungsfristen abhängig von der Mietdauer (bis zu 9 Monate) | |
Grundstückswert steigt | Wertverlust des Objekts | Wohnungen werden gebaut und renoviert | mieten steigen immer weiter |
Du entscheidest, was erneuert wird | Renovierungskosten übernimmt man selber | Renovierungskosten übernimmt Vermieter | Miete steigt nach Sanierung |
keine Vorschriften zur Wandfarbe und Umriss | oft hohe Sanierungskosten bei gebrauchter Immobilie | Die Klausel, dass die Wände weiß bleiben müssen, ist mittlerweile verboten. | Mieter müssen die Kosten des Streichens trotzdem meistens übernehmen |
Nebenkosten beim Haus gering | Nebenkosten für Wohnung abhängig von anderen Wohnungen | Die Hälfte der Nebenkosten bezahlt der Vermieter | Nebenkostenabrechnung meist nicht verständlich |
Immobilienpreise sind nicht bezahlbar für Privatmenschen | Wohnungsnot: Menschen zahlen jeden Preis, um überhaupt Wohnung zu bekommen |
Mieten oder kaufen Rechner
Zurzeit sind die Zinsen so niedrig, dass es sich lohnt einen Rechner heranzuziehen, ob man nun kaufen oder mieten sollte. Sie rechnen aus, wie lange ihr braucht, um euren Kredit abzuzahlen. Du selbst gibst ein, wie hoch die monatliche Tilgungsrate sein sollte. Der Rechner listet dir auf, wie viel du insgesamt bezahlst und vergleicht es mit deinem aktuellen Mietpreis.
Beispiel für den Rechner mieten oder kaufen
Folgendes Beispiel habe ich auf einer Immobilienseite eingegeben. Ich nehme mir hier das Recht heraus, nicht zu verlinken. Denn der Verlag, der diese Seite betreibt, hat so viel Einfluss in Deutschland und Europa, dass er die Linksteuer durchgesetzt hat.
4 Zimmer Wohnung mieten in Bayern (nahe München)
Kaltmiete: 1.400 €
Nebenkosten: 150 € (jährliche Steigerung 1%)
jährliche Mietsteigerung: 5%
Gesamtkosten 4 Zimmer Wohnung mieten
Gesamtkosten nach 10 Jahren: 231.000 €
Gesamtkosten nach 25 Jahren: 853.000
Gesamtkosten nach 40 Jahren: 2.120.000 €
4 Zimmer Wohnung in der Nähe kaufen
Kaufpreis: 500.000€
Eigenkapital: 50.000 €
Kredit: 492.850 € (Nebenkosten nicht vergessen: Makler, Notar, Steuern)
Familienstand: verheiratet
Sollzins: 2 %
Tilgung pro Monat: 1.400 €
Nebenkosten: 300 € (jährliche Steigerung 1%)
Gesamtkosten 4 Zimmer Wohnung kaufen
Gesamtkosten nach 10 Jahren: 206.000 €
Gesamtkosten nach 25 Jahren: 522.000 €
Gesamtkosten nach 40 Jahren: 847.000 €
Wohnung oder Haus kaufen ab 2019: Risiken und Nebenwirkungen
Ich bin keine Expertin für Immobilien. Viele schreiben davon, dass die Immobilienblase platzen wird, wie im Jahr 2008 in Spanien und den USA. Das wird zu vielen Problemen führen. Zum einen wird das Haus und Grundstück massiv an Wert verlieren. Das Geld, das dabei verloren geht, ist natürlich eures: Wenn ihr investiert habt, werdet ihr mit diesem Geldverlust konfrontiert.
Deshalb rate ich auf alle Fälle: Wenn ihr eine Immobilie kauft, MUSS sie in eurem Preisniveau liegen! Ein Kredit, der auf einmal platzt, weil ihr euren Job verliert, ist keine gute Sache – milde ausgedrückt.
Wir, zum Beispiel, haben den Kredit so aufgenommen, dass er so hoch ist, wie unsere Warmmiete noch in München war. Unsere Grundkosten sind also um die Nebenkosten gestiegen. Weggefallen ist jedoch KOMPLETT die Miete meiner Mutter, die eine kleine Wohnung bei uns im Haus hat.
Mieten statt kaufen: Wohnung oder Haus kaufen oder mieten 2019
Die Mietpreisbremse ist ja bekanntlich spektakulär gescheitert. Sie hat gesetzlich so große Ausnahmen geschaffen, dass die Mieten in den letzten paar Jahren noch rasanter angestiegen sind, als zuvor.
So hat mir vor 3 Jahren eine Ehefrau und Mutter von 2 gesagt, dass sie mich und meinen Mann für nicht gerade intelligent hält. Denn wir investieren unser komplettes Geld in unser Haus, anstatt für schöne Urlaube. Vor einem Monat war sie in München bei den Protesten gegen die hohen Mieten mit auf der Straße. Die Familie findet nämlich keine neue Wohnung mehr, die bezahlbar wäre.
Wohnung mieten oder kaufen: Die Grundrisse
Definitiv unterschiedlich bequem wohnt man in Häusern und Wohnungen – unabhängig von der Miete oder dem Kauf. Ein Haus ist meist zweistöckig, die 4 Zimmer Wohnung in der Stadt ist meist um die 80 m² groß.
Grundriss einer normalen 4 Zimmer Wohnung
Meine Erfahrungen mit mieten und kaufen
Sowohl als Kind, als auch als Erwachsene verheiratet und mit Kind habe ich zur Miete und im Eigentum gewohnt.
Mietwohnungen hatten ihren Charme
Denn wir mussten uns um nichts kümmern. Die Wohnung war da, eine Küche gab es auch. Ein Balkon hat uns regelmäßig erlaubt an der frischen Luft zu sitzen. Vor der Tür gab es einen Park mit Spielplatz.
Doch da waren die Mieter nebenan: 2 Alkoholiker, einer mit Hang zur Party um 4 Uhr. Ein weiterer Nachbar, ein alter Sack, hat die alleinerziehende Mutter vom selben Stock zuerst als Hure beschimpft und dann beim Jugendamt angezeigt.
Wenn wir uns beim Hausmeister beschwert haben, hieß es nur, er könne nichts machen und wir sollen schleunigst unseren Kinderwagen aus dem Gang entfernen.
Die Nebenkosten der Eigentumswohnung
Mit der Eigentumswohnung bekommt man komplett die Nebenkostenabrechnung, mit allen Details. Da stellt sich dann schnell heraus, dass man für die anderen Wohnungen mit bezahlt, wenn man eine größere Wohnfläche sein eigen nennt. Wenn also das Fenster der 1 Zimmer Wohnung für Europa heizt, trägt man diese Kosten ebenfalls. Auch wird der eigentliche Wasserverbrauch auf die Wohnfläche verteilt. Klingt EIGENTLICH logisch – außer man heizt zum Beispiel Schlafzimmer nicht und geht sparsam mit Ressourcen um.
Das eigene Haus ist wunderschön
Toll ist, dass wir einen eigenen Garten haben. Wir können diesen nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten. Wir konnten unser Haus einrichten, wie wir wollten. Die Hauptfarbe, die sich durchzieht? Orange und Rottöne! Ein Traum! Wir haben definitiv neuen Schwung ins Dorf gebracht! Die Wohnfläche von 150 m² insgesamt sind mehr als ausreichend für uns.
Doch das beste neben dem Garten mit Bach ist die Ruhe in diesem Dorf. Unsere Einfahrt ist abgeschottet vom Verkehr, die Nachbarn sind auf Armlänge von uns weg und können uns nicht auf unsere Teller gucken. Dann sind hier noch die Menschen: Viel entspannter und ruhiger, als in der Stadt. Hier fällt es mir überhaupt nicht schwer regional und saisonal einzukaufen. Mittlerweile weiß ich bei fast allen unseren Lebensmitteln, woher sie stammen. Ausnahme sind Zucker, Salz und Pfeffer.
Kinder sind hier herzlich Willkommen. Unsere Sonnenscheinchen verhelfen uns zu neuen Kontakten und Freunden. Mit ihnen darf ich mir jeden Bauernhof anschauen, ohne, dass ich seltsam angeguckt würde. Das hatten wir in der Stadt eindeutig nicht. Jetzt dürfen wir unsere Fahrräder, Spielsachen, Gartengeräte etc. dahin stellen, wohin wir (innerhalb unseres Grundstückes) wollen. Niemand kümmert sich hier darum. Auch dürfen die Kinder laut schreien und toben. Die Nachbarn machen sich hier Sorgen, wenn sie uns weder sehen noch hören.
Das eigene Haus macht auch Arbeit
Bei den Nebenkosten fällt nicht sehr viel an. Im Winter heizen wir das Haus zusätzlich mit Holz. Für ein Haus mit 5 Personen ist unser Stromverbrauch sehr unterdurchschnittlich. Auch produzieren wir kaum Müll, weshalb uns eine kleine Mülltonne reicht.
Das Einfamilienhaus hat auch seine Tücken: Hier muss man sich um wirklich alles selber kümmern. Mit wir meine ich mich. Wenn man sich nicht um Handwerker bemüht, kommen die auch nicht. Ok, sie erscheinen auch nicht, wenn ich sie rufe.
Die Grundsteuer steht an: So soll sie in den nächsten 2 Jahren erhöht werden. Bisher weiß niemand, um wie viel Prozent. Sicher ist nur, dass Einfamilienhäuser stärker besteuert werden sollen. Da verweise ich noch einmal an meinen Appell weiter oben: Wenn der Kredit zu hoch oder zu teuer ist, wird sich das im Laufe der Jahre rächen, wenn ihr Pech habt. Dabei trifft euch meist keine Schuld, aber ihr badet es aus.
Mieten oder kaufen – Wofür würdest du dich entscheiden?
Wir haben uns entschieden und sind zufrieden mit dem, was wir haben – NICHT WAHR, SCHATZ? Dabei möchte ich zweierlei betonen:
- Wir hatten Glück: Dieses wunderschöne Grundstück war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit dem richtigen Preis. Aber Glück ist relativ. Mein Mann fährt jeden Tag mit dem Zug in die Arbeit. Die Fahrtkosten übernimmt seine Firma.
- Wir waren vernünftig und fleißig: Wir verzichten auf viel Konsum „Luxus“. Den kompletten Bau habe ich geleitet und kontrolliert – vom Anfang bis zum Schluss, inklusive dem Einkauf der Materialien. Für ein knappes Jahr war das mein Job.
Jetzt seid ihr dran: Was haltet ihr für sinnvoller und realistischer? Mieten oder Kaufen?
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